Als Reaktion auf die skandalösen Zustände in der deutschen Fleischindustrie, sichtbar geworden durch Corona-Hotspots ebenda, ringt die deutsche Politik derzeit um Verbesserungen beim Schutz der Arbeitenden. Konkret sollen die ausbeuterischen Werkverträge abgeschafft werden, die in den gigantischen deutschen Tierfabriken mehr die Regel als die Ausnahme darstellen. Und prompt kommt der Aufschrei aus der Industrie: „Dann sind wir nicht mehr konkurrenzfähig!“. Kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder.

Die gleichen Rufe kennen wir auch aus Österreich, etwa wenn es drum geht das genmanipulierte Soja aus dem Schweinefleisch zu kriegen. Da läuft dann die heimische Fleischindustrie regelrecht Sturm, schließlich würden sich die Produktionskosten für sie geringfügig erhöhen, wenn den österreichischen Schweinen nicht mehr das Soja aus dem brandgerodeten Regenwald, sondern das europäische Soja verfüttert werden würde. Das trifft besonders die Fleischverarbeiter, die Wurst & Co spottbillig herstellen wollen.

Ohne Ausbeutung & Zerstörung keine Profite

Aber was heißt das nun, wenn die Industrie von „Konkurrenzfähigkeit“ spricht? Sie sagt damit nichts anderes, als dass es sich für sie schlicht nicht rechnet, wenn sie Lebensmittel nicht auf Basis von Ausbeutung & Zerstörung produzieren darf. Wenn Sie ehrlich wären, dann würden die hochbezahlten Manager der Fleischindustrie deutlich aussprechen, was Sache ist: „Wir können keine Profite machen, wenn Ihr uns nicht erlaubt, dass wir Menschen, Tiere und Natur kaputtmachen.“ Das steckt hinter ihrer „Konkurrenzfähigkeit“.

Die Fleischindustrie, so wie wir sie derzeit erleben, ist also eine regelrechte „Zombie-Branche“, wie Ökonomen sagen würden. Denn sie kann nur überleben, weil andere die wahren Kosten tragen. Nicht nur die Tiere, die misshandelt werden, sondern auch die Natur, an der Raubbau begangen wird. Und natürlich die Konsumenten, die vorsätzlich getäuscht werden, etwa wenn es um die Herkunft von „Traditionellem Speck“ oder „Original Wiener Schnitzel“ geht, die in Wahrheit mit Qualware aus dem Ausland fabriziert werden.

Aber am Ende auch wir Steuerzahler, selbst wenn wir diese Waren nicht kaufen. Denn egal, ob wir täglich ein Viertel Kilo Fleisch essen oder vegan leben, wir zahlen für die Herstellung dieser Lebensmittel. Ein Großteil der bäuerlichen Erträge aus der Herstellung landwirtschaftlicher Erzeugnisse stammt aus Steuergeld. Und weil wir als Staat immer noch zulassen, dass die wahren Kosten, die mit der Erzeugung von Billigfleisch verbunden sind, verschleiert werden. Nur deswegen können Konzerne mit Lockangeboten werben.

Es kommt auf uns an

Ohne die staatliche Förderung von Arbeitsausbeutung, Naturzerstörung und Tierqual wären die fetten Profite der Fleischindustrie und des Handels gar nicht möglich. Es kommt also einer groß angelegten Umverteilung von unten nach oben nahe, wenn einige wenige auf dem Rücken von uns allen ihre Gewinne maximieren können. Und genau das sollten wir als Gemeinschaft nicht länger zulassen. Wir können über unseren eigenen Teller einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen, das ist auch sehr wichtig.

Aber wenn wir einen echten systemischen Wandel bewirken wollen, also von der puren Symptombekämpfung wegkommen möchten, dann ist der erste Schritt dazu die Erkenntnis, dass wir nicht mit unseren Geldbörsen, sondern nur mit unserer Stimme eine Veränderung bewirken können. Und dass wir als Einzelne genauso wie im Kollektiv etwas dazu beitragen müssen, dass die Welt ein Stück weit mehr so wird, wie wir sie uns für unsere Nachkommen wünschen. Es kommt auf uns an. Nutzen wir die Möglichkeiten die wir haben!

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