Hunderte Millionen Kilo an tierischen Lebensmitteln landen jährlich in der Mülltonne, obwohl sie noch essbar wären. Diese Verschwendung passiert entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also in Landwirtschaft, Produktion, Handel, Außer-Haus-Verpflegung und natürlich in den Haushalten. Das auf Überschüsse ausgerichtete System Massentierhaltung, die Rabattschlachten und Lockangebote im Handel und natürlich auch unachtsames Konsumverhalten sind aber die wesentlichen Treiber dieser Dynamik.

 

Auch wenn die Datenlage insgesamt eher als unzureichend zu bezeichnen ist, primär was die Verschwendung in Landwirtschaft und Produktionsbereich betrifft, so bringt die neue Studie „Teller statt Tonne“, von der Universität für Bodenkultur im Auftrag des WWF Österreich erstellt, doch interessante Zahlen hervor. Sie zeigt, dass der größte Anteil verschwendeter Lebensmittel in den Haushalten anfällt, dort machen tierische Produkte etwa ein Viertel aus. Rechnet man die verarbeiteten Produkte hinzu, die oftmals Eier, Butter, Milch oder Fleisch enthalten, so wird man eher bei der Hälfte sein. Nicht ausgewiesen ist ihr Anteil in der Gastronomie, wo über 175 Millionen Kilo anfallen, nicht im Handel, mit rund 90 Millionen Kilo, der Produktion mit 121 Millionen Kilo oder der Landwirtschaft mit über 167 Millionen Kilo an Lebensmitteln, die genussfähig verloren gehen. Insgesamt sprechen wir also von einer ungeheuren Menge an tierischen Lebensmitteln die jährlich im Mülleimer landen.

 

Wir müssen uns vor Augen halten, dass Millionen Tiere im System Massentierhaltung für die Herstellung von Produkten leiden müssen, die dann nicht konsumiert werden – obwohl sie es könnten. Und obwohl an anderen Orten im eigenen Land und außerhalb unserer Grenzen Menschen Mangel erfahren. Auch hunderttausende Kinder. Auch die ökologischen Folgen sind gewaltig, insbesondere bei der Erzeugung von tierischen Lebensmitteln. Wenn man sich den ökologischen Fußabdruck von Fleisch ansieht, dann wird einem klar, wie absurd und letztlich skandalös es ist, dass so eine Menge an Ressourcen verschwendet wird. Nicht zuletzt ist es auch die Arbeit von Menschen, die vernichtet wird. Es muss daher in unser aller Interesse sein, aus ethischen, gesundheitlichen und auch aus ökologischen Gründen, dass die Verschwendung von genussfähigen Lebensmitteln drastisch reduziert wird.

 

Ein Wegwerf-Verbot für den Lebensmittelhandel, wie von Ministerin Köstinger vorgeschlagen, ist dabei ein guter Schritt. Aber dort passiert vergleichsweise am wenigsten vermeidbare Verschwendung. Die Gastronomie, die Produktion und natürlich vor allem die privaten Haushalte müssen unseren vollen Fokus erfahren. Wir müssen einen Zustand erreichen, in dem möglichst kein Lebewesen sterben musste, um im Abfall zu enden. Es ist also ein Gebot der Stunde, im Sinne des Tierwohls genauso wie zum Schutz von Umwelt und der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, dass wir die Verschwendung bekämpfen. Und Lebensmitteln wieder den Stellenwert zukommen lassen, den sie haben sollten. Also ganz nach oben auf der Liste der Dinge, wo wir auf Qualität und Regionalität setzen und wo wir als Einzelne über unseren Teller auch die Möglichkeit haben, einen Wandel zu bewirken.

 


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