Manche Verkaufslügen sind so dreist, dass man es kaum fassen kann. Etwa wenn ein Glas Honig mit einer Österreich-Fahne verziert wird, darin allerdings vorwiegend chinesischer Honig steckt. Vermischt mit einer homöopathischen Dosis von Honig aus Rumänien. Das alles hat mit Österreich also überhaupt nichts zu tun, trotzdem wird den Konsumenten vorgegaukelt, es handle sich hier um ein „regionales“ Produkt. Eine glatte Täuschung.
Dafür gibt’s zwei Gründe. Einerseits ist der chinesische Honig spottbillig, weil er unter ganz anderen Bedingungen produziert wird als in Österreich. Fast dreimal so viel Honig wie in der gesamten Europäischen Union, über 500.000 Tonnen jährlich, werden in China hergestellt. In industrialisierter Weise. Denn dort wird Honig nicht mehr in Waben, sondern in Stahlrohren erzeugt. Und am Ende wird er vielfach sogar noch mit Reissirup gestreckt.
Täuschung mit System
Mit findigen Konstruktionen werden sogar teilweise Labortests gezielt umgangen, um immer neue Fälschungen zu vertuschen. Und manchmal wird auch einfach chinesischer Honig in ein anderes Land exportiert und von dort dann in die Europäischen Union verfrachtet. Unter einem neuen Länder-Label also, damit nicht sofort der Verdacht aufkommt, dass es sich hier um ein chinesisches Pansch-Produkt handeln könnte. Reichlich trickreich.
Doch der zweite Grund für diesen großen Honig-Betrug ist hausgemacht. Solange es ausreicht, dass man im Handel „Mischung aus EU-/Nicht-EU-Ländern“ draufschreiben darf und solange man sogar österreichische Flaggen für Produkte verwenden darf, bei denen nur die Abfüllung in die jeweilige Verpackungseinheit bei uns stattgefunden hat, solange wird die Täuschung weitergehen. Es liegt also an uns, diesem Betrug endlich und für immer Einhalt zu gebieten.
Das können wir Konsumenten an der Kassa kaum beeinflussen. Natürlich ist es ratsam genau hinzuschauen und auf jenen Honig zurückzugreifen, der zu 100% in Österreich hergestellt wurde, am besten in Bio-Qualität. Doch den Schwindel werden wir erst beenden, wenn wir eine gesetzliche Schranke einziehen. Auf europäischer Ebene, aber durchaus auch bei uns. Denn es ist, gerade vor dem Hintergrund des Artensterbens, ein Gebot der Stunde, die regionale, klima- und tierfreundliche Erzeugung von Honig zu stärken.
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