In dieser so herausfordernden Zeit für uns alle, in der wir täglich mit neuen Schreckensmeldungen der Coronakrise konfrontiert sind, in der viele von uns auch über die Einschränkung der sozialen Kontakte hinweg unmittelbar persönlich betroffen sind, übersieht man leicht die Not und das Elend der Tiere.

Das ist für mich grundsätzlich im ersten Moment auch absolut nachvollziehbar, denn wenn die Gesundheit oder die wirtschaftliche Existenz betroffen sind, die eigene oder die von Familie, Freunden oder Bekannten, dann engt sich unweigerlich der Fokus ein. Doch es ist wichtig, dass wir nach dem ersten Schock unser Sichtfeld wieder kontinuierlich ausweiten. Und zwar nicht nur aus ethischen Gründen, also weil hier Lebewesen weiter leiden, manchmal sogar noch mehr als vor der Krise. Sondern auch aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen. Am Ende hängt das alles zusammen und wir sind viel mehr Bestandteil des globalen Ökosystems, als uns das vielleicht manchmal bewusst sein mag.

Nehmen wir als Beispiel die Tiertransporte. Zunächst wurden sie weiter auf Reisen geschickt, standen dann in stundenlangen Staus an den Grenzen fest. Tiere schrien vor Schmerzen, weil sie nicht oder unzureichend versorgt wurden. Am Ende hat man auf EU-Ebene beschlossen, dass sie künftig im Schnellverfahren abgefertigt werden. Sie rollen also weiter. Die Tiertransporte sind aber nur das grausame und sichtbare Symptom eines Systems, das auf Profitmaximierung ausgerichtet ist. Das „System Massentierhaltung“ objektiviert Lebewesen, beutet die Natur aus und führt zum Niedergang der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Bei dieser Art der Nahrungsmittel-Erzeugung zahlen wir alle drauf.

Es sollte daher in unser aller Interesse sein, dass wir schleunigst davon wegkommen. Stattdessen sollten wir die heimischen Bauern stärken, die kleinteilig produzieren, tier- und klimafreundlich. Die nicht auf die Produktion von Überschüssen ausgerichtet sind. Die jetzt in der Krise, wo die globalen Warenströme versiegen, wo Grenzen geschlossen sind und viele sich wieder auf das Ursprüngliche besinnen, stärker gefordert werden. Es wäre großartig, wenn wir uns die Anerkennung für ihre Arbeit und den Wert heimischer, hochqualitativ erzeugter Lebensmittel über die Krise hinaus bewahren würden. Dazu müssen wir aber verstehen, dass wir die Möglichkeit haben Einfluss zu nehmen.

Ich bin gespannt, wie wir nach Bewältigung der gesundheitlichen und ökonomischen Notlage in unserem Land die Ableitungen aus der Krise diskutieren. Es wird wichtig, dass wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Und Maßnahmen setzen, die unsere Ernährungssouveränität stärken. Damit gehen auch mehr Tierwohl und mehr Klimaschutz einher. Denn alles ist miteinander verbunden. Und je mehr wir wegkommen vom System Massentierhaltung, je mehr wir das Gemeinwohl ins Zentrum des Wirtschaftens rücken, umso besser für die Tiere, für die Umwelt und den ganzen Planeten.


Übrigens: Bis Juni kann man noch das Tierschutzvolksbegehren unterschreiben.
Geht ganz einfach online mit Handy-Signatur.

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