Als halber Südamerikaner berühren mich die Horrorbilder vom brennenden Regenwald doppelt. Einerseits, weil ich es schrecklich finde, wenn meine zweite Heimat abgefackelt wird. Andererseits, weil mein ökologisches Herz blutet, wenn ich mir vorstelle, was für ein einzigartiger Naturschatz da mit jedem Quadratmeter verbrannten Wald für immer verloren geht. Ich sitze hier in Österreich, aber es geht mich etwas an, was gegenwärtig in Brasilien passiert. Immerhin atmet die ganze Welt durch den Regenwald und meine Kinder und Enkelkinder haben keine schöne Zukunft, wenn er irgendwann gänzlich verloren ist.
Genau darüber schreibe ich auch in meinem Buch „Besser Essen – Wie wir über unseren Teller die Welt gestalten„. Denn es hat viel mit dem zu tun, was auf unserem Teller landet. Auch wenn uns das manchmal nicht bewusst sein mag.
Die neuesten Zahlen sind jedenfalls erschreckend: Über 1.2 Milliarden Quadratmeter an Amazonas-Regenwald wurden alleine in den ersten vier Monaten des Jahres 2020 gerodet. Das sind über 55 Prozent mehr als im Vorjahr. Noch nie wurde so viel gerodet, seit die Messungen begonnen haben. Faschist Jair Bolsonaro macht kein Geheimnis draus, dass er bereit ist den Regenwald für den schnellen Profit zu opfern. Und wir werden seine Regierung kaum beeinflussen können. Aber wir können dafür sorgen, dass zumindest in Österreich das auf diesen Flächen angebaute Soja nicht mehr verfüttert werden darf.
Das sollte es uns wert sein
Das ginge etwa über eine Änderung des AMA-Gesetzes, wo man dezidiert den Einsatz von genmanipuliertem Soja und jenem aus dem Regenwald-Gebiet für das Gütesiegel ausschließen kann. So wäre sichergestellt, dass am Teller kein brandgerodeter Regenwald mehr landet, wenn man sich ein AMA-Schnitzerl gönnt. Derzeit ist es leider so, dass die Konsumenten weder erfahren, woher das Futter für die Schweine stammt, deren Fleisch sie konsumieren. Noch haben sie die Möglichkeit das an der Kassa zu beeinflussen. Deswegen braucht es auch den politischen Druck, wie wir ihn mit dem Tierschutzvolksbegehren aufbauen.
Ich bin zuversichtlich, dass die Regierung ihr im Regierungsprogramm festgeschriebenes Bekenntnis zum Ende des Gen-Soja auch umsetzt. Immerhin haben sie sich darauf geeinigt. Aber sie werden es nicht einfach so machen. Wenn wir den Druck von unten nicht konstant hochhalten, wird auf gewisse Dinge manchmal einfach „vergessen“. Dabei sind wir durchaus der Meinung, dass man den finanziellen Mehraufwand für die heimischen Landwirte kompensieren sollte. Sie sollen nicht den Mehrpreis zahlen müssen. Aber das sollte uns dieser wichtige Beitrag zum Schutz der grünen Lunge wert sein, oder?
Mehr zu den Hintergründen und Zusammenhängen rund um unsere Ernährung findet sich im Buch „Besser Essen – Wie wir über unseren Teller die Welt gestalten.“ Es enthält ein Geleitwort von Jane Goodall und die signierte Sonderedition kann bereits jetzt vorbestellt werden. Hier vorbestellen!