„Junge Menschen haben sehr wohl berufliche Träume und bringen auch viel Motivation mit. Aber ihre Erfahrungen im Laufe der Zeit tragen nicht unbedingt zu ihrer Entfaltung bei.“
#AufanKaffee traf ich Sumit Kumar, Wiener Jugendsekretär des ÖGB und der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen. Und das war gleich in vielfacher Hinsicht sehr leiwand, haben wir doch viel gemeinsam – den Migrationshintergrund, die Lehrerfahrung, das Gewerkschaftsengagement und vor allem: Werte, Ideale und Perspektiven.
Sumit ist ein echter Wiener – mit Eltern aus Indien. Er wuchs in der Donaustadt auf, wo er noch heute lebt. Im „berüchtigten“ Gemeindebau am Rennbahnweg, der schon lange nicht mehr so brisant ist wie sein Ruf aus früheren Zeiten. Er mag diesen Teil von Wien und deswegen hat er mich auch eingeladen uns vor Ort zu treffen.
Trotz seines jungen Alters ist er schon lange in der Gewerkschaft tätig. Begonnen hat er dort als Lehrling (Bürokaufmann), später als Funktionär in der GPA Jugend und seit 2013 als Wiener Jugendsekretär der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). Ein beachtlicher Weg, der, so bin ich mir sicher, noch lange nicht vorbei ist.
In seiner Arbeit konzentriert er sich auf größtenteils auf Lehrlinge. Nicht nur weil er selbst einer war und daher genau weiß, welche Probleme und Anliegen sie haben, sondern weil sie immer noch stark vernachlässigt werden. Gerade sie, die dringend benötigten FacharbeiterInnen der Zukunft, wo doch ständig über einen Mangel diskutiert wird.
Es ärgert ihn, wenn Lehrlinge als billige Ersatzkräfte missbraucht werden, was leider immer wieder vorkommt: „Die Lehre sollte eine Zeit der Ausbildung sein. Es sind junge Menschen, offen und lernbereit, die man sorgsam in die Arbeitswelt einführen muss. Dann können sie sich entfalten und sind motiviert.“
Fast täglich ist er mit Ihnen im Gespräch – an der Copa Cagrana, wenn die Gewerkschaftsjugend über Urlaubsgeld aufklärt, in Berufsschulen mit Vorträgen, am von ihm organisierten Jugendsporttag mit über 5.000 Lehrlingen, in Clubs und Lokalen, wo Jugendliche mit ihm ungezwungen ins Gespräch kommen. Er ist in den Lebenswelten der Lehrlinge unterwegs.
Oder in der Früh, zu Mittag und am Abend am Telefon, wenn wieder mal wer anruft und um Unterstützung bittet: „Oft sind es Kleinigkeiten, Infos, Tipps, Kontakte. Manchmal kann ich auch bei gröberen Problemen in der Arbeit helfen. Aber grundsätzlich ist mir wichtig, dass Jugendliche wissen, dass Sie in der Arbeitswelt nicht alleine sind.“
Ich hoffe von Sumit noch viel zu hören, vielleicht eines Tages auch in der Politik. Weil Menschen mit Migrationsgeschichte dort absolut unterrepräsentiert sind – obwohl in Wien 50% der Bevölkerung eine solche hat. Und weil ich es großartig fände, wenn mehr Menschen wie Sumit, die selbst eine Lehre gemacht haben, auch eine Chance bekämen.
So oder so: Er hat in mir auf jeden Fall einen Unterstützer gewonnen. Ganz gleich ob in der Gewerkschaftsarbeit oder beim politischen Engagement. Mach weiter so, lieber Sumit! 🙂