In den letzten Wochen haben mich unzählige Zuschriften von Vereinen und engagierten Einzelpersonen aus ganz Österreich erreicht – mit dem Ersuchen mich nochmal zum novellierten Tierschutzgesetz zu äußern. Denn die letzte Novelle verunmöglicht ihnen ihre Arbeit, kriminalisiert ihren Einsatz für die Tiere und bedroht diese damit fundamental.
Meine bereits im Januar, im Vorfeld der Novellierung, geäußerte Kritik am Tierschutzgesetz grundsätzlich hat sich nicht geändert. Ganz maßgebliche Bereiche fehlen weiterhin – und viele fragen sich warum. Und leider wurde nun die bereits sehr lange Liste der Beanstandungen durch die Novelle um einen Punkt erweitert.
Profit wichtiger als Zivilcourage?
Unter anderem der Verein gegen Tierfabriken hat bereits in einer Stellungnahme sehr präzise erläutert, worin genau das Problem bei der Novellierung besteht – weswegen ich an dieser Stelle darauf verweisen und allen die entsprechenden Erläuterungen zur Nachlese empfehlen möchte. Einen Punkt in Bezug auf die Vermittlung im Internet (§8a) möchte ich aber gesondert hervorstreichen:
„Tierhandlungen, ZüchterInnen und die Land- und Forstwirtschaft dürfen nach Belieben Inserate schalten – also genau jene Gruppen, denen es primär um den Profit und nicht um das Wohl der Tiere geht! Das ist eine unsachliche Ungleichbehandlung die ihres gleichen sucht und an Ungerechtigkeit wohl nicht mehr zu überbieten ist.“
Das ist für mich ein entscheidender Knackpunkt in der Kritik. Während das oftmals ehrenamtliche Engagement von Privatpersonen mit der Novelle untergraben, ja sogar verunmöglicht wird, ist es jenen, die Profit aus der Vermittlung von Tieren schlagen, weiterhin gestattet ihren Geschäften mit Lebewesen nachzugehen.
Das ist eine Perversion sondergleichen und entspricht mit Sicherheit nicht jenen Grundprinzipien, auf denen der Tierschutz gesetzlich ruht. Denn das Wohl der Tiere wird dadurch nicht nur nicht gefördert, sondern vielmehr eine selbstorganisierte, auf Zivilcourage basierende Struktur mittelfristig zerschlagen.
Ein Gesetz, welches dem Tierschutz schadet
Mit fatalsten Auswirkungen für die Tiere. Es ist der blanke Hohn, wenn nun auf Tierheime verwiesen wird, die ohnehin bereits in den allermeisten Fällen unterfinanziert sind und unter chronischem Platzmangel leiden. Ganz abgesehen davon, dass der Aspekt der nachbarschaftlichen Verantwortungsübernahme konterkariert wird.
Der Tierschutz lebt substanziell davon, dass Menschen sich verantwortlich fühlen. Dass sie eben nicht wegschauen oder weitergehen, wenn sie mit Tierleid konfrontiert sind. Dass sie selbst aktiv werden und handeln. Und dann im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst versorgen oder in ihren Netzwerken nach Unterstützung oder Vermittlung suchen.
Wer dieses wertvolle Handeln, diesen zivilcouragierten Tierschutz von vielen Einzelnen behindert und blockiert, der macht sich mitschuldig an einer Vergrößerung des Leids und Elends von Tieren. Und zwar völlig unnötigerweise. Es ist nahezu unvorstellbar aber leider traurige Realität, dass HelferInnen jetzt sogar schon erste Anzeigen erhalten.
Wir sind daher gefordert unsere Stimmen dagegen zu erheben und die Politik zur raschen Überarbeitung zu ermahnen. Auch im Namen derer, die keine Stimme haben. Der Tierschutz geht uns alle an, denn #JedesLebenzählt – und hier und heute braucht er unseren Einsatz, sonst läuft er Gefahr um Jahrzehnte zurückgeworfen zu werden. Vernetzung und der Aufbau von Druck von unten wird immer wichtiger – eine entsprechende Initiative ist im Entstehen.