Immer Anfang Dezember erinnere ich mich zurück an den Tag vor sechs Jahren, an dem ich beschlossen habe keine Tiere mehr zu essen. Also kein Fleisch mehr und auch keinen Fisch. Es war zunächst eine höchstpersönliche Entscheidung, die dem Mitgefühl mit meinen Mitgeschöpfen geschuldet war. Mit Ferkeln, Küken und Kälbern.

Und erst über die Zeit wurde mir wirklich umfassend bewusst, wie stark die Auswirkungen meiner höchstpersönlichen Entscheidung sind. Auf die Tiere, auf die Umwelt, auf das Klima. Auch auf meine Mitmenschen, in Österreich und auf der ganzen Welt. Auf diejenigen, die jetzt mit uns hier leben und auch auf jene, die uns nachfolgen werden.

Je mehr ich mich damit beschäftigte, mit den ethischen, ökologischen und gesundheitlichen Folgen unseres Konsums, umso faszinierter war ich von der herausragenden Bedeutung, die unserer Ernährung zukommt. Es ist beeindruckend, wie stark wir über unseren Teller die ganze Welt beeinflussen. Ob wir es wollen oder nicht.

Ich habe diese Faszination in meine Arbeit als Volksbildner einfließen lassen, habe hunderte Veranstaltungen rund um unsere Ernährung, um Tierschutz und Tierrechte, um Nachhaltigkeit und Ökologie organisiert. Ich habe WissenschaftlerInnen aus aller Welt genauso zum Gespräch gebeten wie InteressenvertreterInnen und Aktive.

Mir war dabei immer wichtig, dass ich andere Menschen an Erkenntnissen teilhaben lassen kann – ohne sie oder ihre Lebensweise zu bewerten. Wissend, dass das einfach nichts bringt. Wissend, dass der persönliche Fortschritt ein selbstbestimmter sein muss. Wissend, dass Weiterentwicklung von innen kommen muss, soll sie nachhaltig sein.

Der nächste Schritt

Nach Jahren dieser Bewusstseinsbildungsarbeit habe ich aber auch erkannt, dass das nicht reicht. Dass es ohne die politische Ebene, also die gesetzlichen Rahmenbedingungen, unsere staatlichen Förder- und Steuerinstrumente, nicht geht. Denn dort wird in Wahrheit entschieden, was und wie produziert wird, nicht an der Supermarktkassa.

Und nach Frustrationserfahrungen in der Parteipolitik, die mich auch gelehrt hat, dass es vielen einflussreichen Menschen dort schlicht nur um ihre Posten und ihre Macht, also um sie selbst geht, habe ich mich entschieden, das einzige direkt-demokratische politische Instrumente zu aktivieren, das mir als Bürger zur Verfügung steht.

Deswegen habe ich mich entschlossen mit vielen Mitstreiterinnen und Mitstreitern in ganz Österreich das Tierschutzvolksbegehren zu initiieren. Wir wollen die Spielregeln ändern. Wir wollen die Tierqual beenden, das Tierwohl fördern und den Tierschutz stärken. Und zwar auf vielfältige Weise, wie unser Forderungskatalog zeigen wird.

An meinem 6. Jahrestag als Mensch, der keine Tiere mehr isst, bin ich also zufrieden. Weil ich alles mache was ich nur kann, um meinen Beitrag zu leisten. Und ich würde mir wünschen, dass das immer mehr Menschen machen. Jeden Tag auf ihrem Teller. Und ab Februar 2019 mit uns am Gemeindeamt. Denn eine andere Welt ist möglich.

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