Ich kenne und schätze Rudolf Hundstorfer schon lange. Sei es als Gewerkschafter oder später als Minister, für mich war er schon immer einer derjenigen, von denen ich froh bin, gemeinsam mit ihnen für die Menschen zu wirken. Es ist daher eine ganz besondere Freude für mich, ihn nun auch während seines Wahlkampfs für die Präsidentschaft besuchen und mit ihm darüber reden zu können.

Als ich ihn in seinem Büro treffe, kommt er gerade von einem Termin und der nächste folgt in Kürze. Trotzdem ist er entspannt und empfängt mich mit der ihm eigenen Herzlichkeit. Wir unterhalten uns kurz über meine Familie, er fragt nach meiner Mutter, die gerade in Chile ist, und erkundigt sich, ob mir die Arbeit als Volksbildner gefällt. Ja, sie gefällt mir sehr gut 🙂 Aber dann steigen wir auch gleich voll ein, denn: Themen gibt es genug.

Wir beginnen mit TTIP, dem Freihandelsabkommen, das derzeit so viele Menschen aus gutem Grund verunsichert. Rudi stellt klar: „Am Anfang war ich skeptisch, inzwischen lehne ich es eindeutig ab.“ Und das hat für ihn drei zentrale Gründe: Erstens ist kein ausreichender Schutz der Arbeits- und Sozialrechte gewährleistet. Und ohne diesen kann es schon mal grundsätzlich für ihn nicht gehen, denn die Priorität muss der Rechtsschutz der Menschen sein.

Zweitens: Die ominösen privaten Schiedsgerichte. Seiner Meinung nach haben wir ausreichend und gute rechtsstaatliche Instanzen, wir brauchen keine Schiedsgerichte, die noch dazu nicht demokratisch legitimiert sind und die staatliche Souveränität konterkarieren. Und schließlich die Frage der Lebensmittelsicherheit. Bei dem Punkt überrascht er mich positiv: „Wir müssen die kleinbäuerlichen Strukturen schützen, weil da weiß man, woher das Essen kommt. Wir brauchen keine Gentechnik und dürfen grundsätzlich den hohen Konsumentenschutz bei uns nicht gefährden lassen.“

Genau meine Meinung und ich finde es gut, dass er auch offen erzählt: „Ich musste mich in die Sache erst einmal einarbeiten, in ihrer ganzen Komplexität. Als ich dann aber erkannt habe, wie weitreichend die Auswirkungen sind und gesehen habe, wie intransparent die Verhandlungen ablaufen, war für mich klar, dass wir das sicher nicht um jeden Preis brauchen“. Mit dieser eindeutigen Position unterscheidet er sich gewaltig von anderen, die einmal Pro und dann wieder Contra TTIP sind.

Unser nächstes Thema ist das Amtsverständnis. Das ist mir wichtig, weil es auch tief in das Demokratieverständnis eines Menschen blicken lässt. Auch hier hat er eine klare Haltung: „Die Menschen wählen ihre VertreterInnen und das gilt es zu respektieren. Die persönliche Befindlichkeit des Bundespräsidenten hat da nichts zu suchen.“ Das sehe ich genauso, auch wenn mir bei dem Gedanken an eine FPÖ-Regierung das Herz blutet. Denn die Menschen wissen genau wen sie wählen, und man darf ihnen nicht das Wahlrecht absprechen oder sie entmündigen, indem man eine Regierung nicht angelobt, nur weil sie einem selbst nicht passt. Das wäre einfach nicht demokratisch.

Dann kommen wir zur aktuellen Flüchtlingssituation. Die beschäftigt mich und vermutlich auch alle anderen in Österreich derzeit stark. Rudolf Hundstorfer war schon immer auch ein Freund der Menschen mit Migrationsgeschichte, das haben meine Familie und ich mehrfach selbst erlebt: „Es geht überhaupt nicht darum, welche religiöse oder ethnische Zugehörigkeit jemand hat. Wichtig ist, dass Zuwanderung und auch Flucht geordnet passiert. Wenn das nicht sichergestellt ist, dann wird es schwierig. Eine echte Lösung kann es nur durch europäische Solidarität geben. Und ich bin stolz darauf, dass die Menschen in Österreich 2015 bewiesen haben, wie solidarisch wir sind.“

Wir schließen unser Gespräch mit einem Thema, das ich als eines der „Markenzeichen“ von Rudolf Hundstorfer bezeichnen würde: Die Generationengerechtigkeit. Also der gesellschaftliche Zusammenhalt und das Zusammenwirken von jungen und älteren Menschen, denn dafür hat er sich immer stark eingesetzt. „Die Pensionen sind sicher. Und sie bleiben auch sicher, vor allem wenn wir auf einen hohen Beschäftigungsstand achten, wenn wir Menschen dabei unterstützen länger erwerbstätig zu sein und wenn wir unser umlagefinanziertes System schützen“.

Darin liegt für mich einer der Knackpunkte in der aktuellen Diskussion: All jene, die unser Pensionssystem jetzt schlechtreden und „private Lösungen“ forcieren, haben sicher nicht das Wohl der Menschen sondern vielmehr den Profit von Banken und Versicherungskonzernen im Sinn. Das gilt es auch zu durchschauen und entsprechend gegenzuhalten, egal wie alt man ist.

Unser Gespräch endet mit dem traditionellen Foto und meinen besten Wünschen für den restlichen Wahlkampf. Wobei ich keine Sekunde daran zweifle, dass wir das schaffen werden. WIR, weil er einer von uns ist. Weil er einer für uns ist. Und ich freue mich schon darauf ihn in ein paar Monaten in der Hofburg zu besuchen, wenn ich darf, #AufanKaffee mit Bundespräsident Rudolf Hundstorfer 🙂

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