Die von ÖVP und FPÖ geplanten Veränderungen der Arbeitszeit hin zum 12-Stunden-Tag bzw. zur 60-Stunden-Woche bedeuten nicht nur eine deutliche Steigerung der Gesundheitsrisiken für Arbeitende, einen realen Lohnverlust für sie und die Einschränkung ihrer Rechte. Sie stellen auch einen direkten Angriff auf Familien dar und bedrohen die Zukunft von Kindern. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist schon jetzt eine große Herausforderung für viele Eltern. Bei überlangen Arbeitstagen ist die Teilhabe der Eltern am Leben ihrer Kinder aber fast nicht mehr möglich. Schwarz-blau träumt offenbar von einer ‚WhatsApp‘-Familie, die nur noch im virtuellen Raum miteinander kommuniziert. Für mich ist das eine Schreckensvision, die nicht zuletzt auch im Widerspruch zu den Kinderrechten steht.
Jüngste Erhebungen zeigen, dass bis zu 700.000 Kinder ihre Eltern beim täglichen Lernen als Begleitung und Unterstützung brauchen. Von institutioneller Seite kann das nicht kompensiert werden, wird doch gleichzeitig der Ausbau von Ganztagsschulen und Kinderbetreuungsangeboten von der Regierung nicht hinreichend gefördert. „Eltern zu sein darf unter keinen Umständen bedeuten, auf finanzielle Bereiche, wie z.B. Rechnungen zahlen, degradiert zu werden. Es sollte vor allem bedeuten, dass man Zeit für seine Kinder hat, sie beim Aufwachsen fördern und begleiten kann. Das ist auch wichtig für unsere Demokratie und den sozialen Frieden in unserem Land. Doch das gesamte familiäre und soziale Leben wird sich künftig an betrieblichen Notwendigkeiten orientieren, wenn ÖVP und FPÖ mit ihren Plänen tatsächlich durchkommen“, fürchten meine Kollegin Daniela Holzinger und ich.
Der Österreichische Gewerkschaftsbund und die Gewerkschaften planen eine Reihe von Maßnahmen zur Verhinderung der Umsetzung der geplanten Veränderungen. Neben einer Vielzahl von laufenden Betriebsrätekonferenzen und Betriebsversammlungen kommt es am kommenden Samstag auch zu einer ersten Großdemonstration in Wien. „Wir unterstützen den ÖGB bei allen geplanten Aktivitäten zur Verhinderung des 12-Stunden-Arbeitstags. Wir werden diesen Rückschritt, der uns in der gesellschaftlichen Entwicklung um 100 Jahre zurückwirft, nicht widerstandslos hinnehmen. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie die Industrie ungeniert ihr Profitstreben auf dem Rücken der Menschen auslebt. Für die Arbeitenden und ihre Angehörigen, für die Familien und die Kinder, für die soziale Entwicklung unserer Gesellschaft braucht es jetzt unseren ganzen solidarischen Einsatz“, sagt meine Kollegin, Arbeits- und Sozialsprecherin Daniela Holzinger.