Welpenhandel, Ferkelkastration, Anbindehaltung, Bauernhofkatzen, Hundewürger, Internetverkauf – massive Rückschritte beim Tierschutz stehen bevor und müssen von uns gemeinsam verhindert werden. Das gelingt uns nur, wenn wir genügend Druck auf die EntscheidungsträgerInnen aufbauen.

Bis zum 3. Februar sind zwei Novellierungen in Begutachtung, die den Tierschutz in Österreich um Jahrzehnte zurückwerfen könnten. Ohne Not und ohne Sinn wollen die Regierungsparteien da einerseits bestehende Regelungen wieder lockern. Andererseits wird nach wie vor der Wunsch nach deutlichen Verbesserungen ignoriert – trotz gleichlautender Meinung aller ExpertInnen und dem Protest von zigtausenden Menschen. Worum geht’s? Hier ein grober Überblick.

Was schlechter wird

Seit 2005 ausnahmslos verboten, soll nun das Anbinden von Hunden wieder erlaubt werden. Für sogenannte „Freizeitaktivitäten“, was in der Praxis alles und nichts bedeuten kann. Und zwar ohne zeitliche Begrenzung – dass das nicht im Sinne der Hunde ist sondern dem Missbrauch an ihnen Tür und Tor öffnet, dazu braucht man kein Experte zu sein, sondern nur den gesunden Menschenverstand zu nutzen.

Die erweiterte Kastrationspflicht für Bauernhofkatzen wurde im April 2016 geregelt. Nun soll diese praktisch wieder aufgehoben werden. Die unkontrollierte Vermehrung kann zu einem rasanten Ansteigen der Streunerkatzen führen. Die meisten von ihnen weisen Verletzungen, Krankheiten und Seuchen auf und sterben leidvoll an ihnen. Auch hier: Absolut nicht im Interesse der Tiere. Um dem vorzubeugen wäre eine kontrollierte Zucht sowie Chip- und Registrierungspflicht wichtig – das findet sich leider nicht im Entwurf.

Eine ebenfalls absolut nicht nachvollziehbare Lockerung besteht darin, den privaten Verkauf von Tieren über das Internet zu ermöglichen, wenn ihre BesitzerInnen diese nicht mehr halten können. Das eröffnet skrupellosen Geschäftemachern ein neues Betätigungsfeld bzw. erweitert ihre Handlungsmöglichkeiten zusätzlich. Schon jetzt ist der illegale Welpenhandel nur schwer unter Kontrolle zu bringen, werden viel zu oft Tiere in Kofferräumen von Autos zum Verkauf angeboten.

Was weiterhin schlecht bleibt

Obwohl zigtausende Menschen sich gegen den Welpenhandel ausgesprochen haben, bleibt dieser weiterhin aufrecht. Seit 2008 erneut erlaubt, finden sich seither Hunde- und Katzenwelpen wieder in Einkaufszentren hinter Glaskästen zum Verkauf angeboten. Kaum etwas versinnbildlicht die Objektivierung von Lebewesen so stark wie die Platzierung von Welpen als Produkte im Laden neben dem Gewandgeschäft. Damit muss Schluss sein!

Auch die betäubungslose Ferkelkastration sorgt zurecht für große Empörung in der Bevölkerung. Um den Profit noch zu steigern, werden Ferkel durch Kastration ohne jegliche Schmerzausschaltung unerträglichen Qualen ausgesetzt. Zeitgemäß ist das nicht, tierschutzkonform auch nicht, doch die Interessen der Konzerne wiegen offenbar schwerer. Auch hier wird eine Chance verpasst endlich den Tierschutz zu stärken. In vielen europäischen Ländern ist das längt umgesetzt, Österreich hinkt hinterher.

Nicht unerwähnt bleiben sollen an dieser Stelle auch Hundewürger, also Würgehalsbänder ohne Stoppfunktion, die derzeit immer noch eingesetzt werden dürfen. Dass das zu gefährlichen körperlichen Schäden bei Hunden und einer langfristigen Schädigung der Mensch-Tier-Beziehung führt ist allgemein bekannt. Warum solche Instrumente dennoch legal bleiben ist nicht nachvollziehbar.

Welche Änderungen wir wirklich bräuchten

Der Tierschutz ist ohnehin schon schwer genug gesetzlich umzusetzen. Einerseits sind viele Bestimmungen Ländersache, andererseits können manche Probleme nur auf EU-Ebene gestoppt werden. Dort wo wir jetzt schon vergleichsweise einfach die Möglichkeit haben den Schutz von Wohl und Unversehrtheit der Tiere sicherzustellen, im Bundestierschutzgesetz nämlich, sollten wir jetzt nicht auch noch Rückschritte zulassen.

Im Gegenteil, wir bräuchten massive Verbesserungen. Wir bräuchten mehr Transparenz und Kontrolle in Tierfabriken und Schlachthöfen, ein Ende von Massentransporten, ein Ende von Laborversuchen, ein Ende der Gatterjagd und vieles, vieles mehr. Das alles erleben wir nicht. Stattdessen erleben wir, wie sich die unterschiedlichen Lobbys der Profiteure von Tierleid und Tierausbeutung ständig durchsetzen. Weil sie Einfluss haben.

Das ist enttäuschend, verwunderlich ist es nicht. Dem Tierschutz kommt in der Politik kaum ein Stellenwert zu. Das liegt zum einen daran, dass die eine Regierungspartei sich als Schutzmacht der Konzerne und Großbetriebe versteht. Es liegt aber auch daran, dass sich die andere Regierungspartei kaum dafür interessiert. Und so geraten die Tiere weiterhin unter die Räder, weiterhin unter Beschuss, werden weiter ausgebeutet und weiter gequält.

Jetzt gemeinsam aktiv werden!

Es ist für mich extrem traurig mitanzusehen. Und es macht mich auch wütend, denn wir leben im Jahr 2017 und sehen wie Tiere nach wie vor wie Objekte, wie seelenlose Güter behandelt werden. Es wird sich aber erst dann etwas ändern, wenn wir genügend Druck auf EntscheidungsträgerInnen ausüben, sich ernsthaft mit den Anliegen des Tierschutzes zu beschäftigen und die Wünsche der Bevölkerung auch in der Politik umzusetzen.

Daher: Schreibt der Tierschutzministerin Sabine Oberhauser. Schreibt den Abgeordneten aller Parteien im Nationalrat. Schreibt Euren Abgeordneten in den Bezirken und Bundesländern. Bittet sie um Unterstützung, verlangt ihren Einsatz für den Tierschutz – auch wenn sie nicht formal zuständig sein mögen. Verbreitet entsprechende Beiträge, zeichnet alle verfügbaren Petitionen. Lasst uns gemeinsam die Stimme erheben und Druck aufbauen!

An dieser Stelle wieder ein großer Dank an die Vier Pfoten, die Tierschutzombudsstelle Wien, den Verein gegen Tierfabriken und alle anderen für den Tierschutz engagierten Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen.


Foto: David Ebener/dpa

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